LEIB ODER LEBEN
13. Internationales Seminar für
körperbezogene Psychotherapie, Körpertherapie
und Körperkunst
BAD GLEICHENBERG, 29.April bis 4.Mai 2007

 

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Künste des Heilens

Editorial

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In der „ars medicina“ (lat.) bilden Heilkunst und Heilkunde traditionell ein Gespann. Die Kunst der Gesprächsführung, Gespür entwickeln für den richtigen Zeitpunkt und die angemessene Dosis von Interventionen, Möglichkeiten zum heilsamen Ausgleich von Kräften und Lebensenergien nutzen, symbolische Konfliktlösung mit farbigen Bildern, dramatischen oder musikalischen Gestaltungen, Bewegungen oder meditativer Stille finden - das sind nur einige Beispiele der Heilkunst. Heute macht die medizinische Heilkunde mit Hilfe neuer Forschungsmethoden spektakuläre technische Fortschritte. Mancher glaubt deshalb, dass Heilkunst eher eine schwärmerisch angehauchte Idee von gestern sei und für moderne Heilkunde dementsprechend nebensächlich.

Die Umsetzung von theoretisch-wissenschaftlichen Forschungen in praktisch-empirische Heilkunde erfordert jedoch weiterhin immer auch das Können von Heilkunst. Dazu muss man nicht auf „uralte“, komplementäre oder alternative Heiltraditionen zurückgreifen. Studien über das Verhältnis zwischen ÄrztInnen bzw. TherapeutInnen und PatientInnen zeigen seit langem, dass beide Partner in wesentlichen Bereichen ihrer Begegnung ohne Worte aufeinander einwirken. Neurobiologische Forschungen weisen heute nach, dass wir z.B. über „mirror neurons“ (Spiegelneuronen) momentane Einstellungen, Haltungen und Gefühle unseres Gegenübers unbewusst registrieren und zugleich in unser mögliches Verhalten „einplanen“. Auch die sensible Berücksichtigung der symbolischen Faktoren des Placebo- und Noceboeffekts ist eine ständige Herausforderung für moderne Heilkunde.

Die bewusste Gestaltung von mitentscheidenden nonverbalen und emotionalen Elementen in heilsamen Beziehungen wird bisher im Studium, sowie in der Aus- und Weiterbildung meist sträflich marginalisiert. Das diesjährige Seminar trägt den etwas ungewöhnlichen Titel: „Künste des Heilens“. Mit diesem Wortspiel soll eine ideologische Verengung des Begriffs „Heilkunst“ vermieden werden. Wir möchten ihnen stattdessen ein offenes Forum zur Erkundung von Facetten heilender Faktoren bieten.

In Plenumsreferaten werden sozial- und kulturwissenschaftliche sowie naturwissenschaftlich-neurobiologische Aspekte der Heilkünste dargestellt.

In den Arbeitsgruppen können Sie unterschiedliche „Künste des Heilens“ praktisch erkunden. Erfahrungen von bewegt werden, bewegt sein und sich bewegen werden im Zusammenspiel heilsam verbunden. Sie können erleben wie es ist, lebendig zu sein, achtsam und gewahr für Sie selbst und Ihr Gegenüber. Im Seminar können Sie für ein paar Tage „die ganze Welt“ zur Bühne, zum Theater, zum Drama, zum Spiel machen. Was geschieht z.B., wenn wir uns bewusst hinter Masken verbergen? Wie vielfältig können unsere Stimmen und Bewegungen ein Geschehen beeinflussen? Wie können therapeutische Berührungen und achtsames Atmen heilen helfen? Wie können wir unsere zwischen-menschliche Teilhabe und Teilnahme authentischer ausdrücken?

Es gibt mehr als genug gute Gründe für alle Heilkundigen, um sich beim Seminar „Leib oder Leben“ auch in den Künsten des Heilens praktisch weiterzuentwickeln.

Prof. Dr. Helmut Milz



   

 

 

 

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