Kleingruppen
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Kleine Schule des Gewahrseins
Für die Gestalttherapie ist das Heilende das
Gewahrsein. Also nicht die Medizin, die man schlucken kann, nicht
die Natur, der man vertrauen könnte, nicht die Berührung,
der man sich hingeben kann, nicht die Liebe, die uns umhüllen
kann. Das alles hat seinen Platz, seine Bedeutung, sein eigenes
Wirkungsfeld. In der Gestalttherapie aber geht es um das Ganze,
um unsere ganze Existenz, um die mehr oder weniger heile oder gebrochene
Weise, wie wir mit uns selbst in dieser Welt leben.
Wunderbarerweise ändert sich alles Lebendige,
sobald wir ihm unsere ungeteilte Aufmerksamkeit schenken. Wir brauchen
dann nichts weiter dazu zu tun, es fügt sich wieder in den
Lebensstrom ein. Oft versuchen wir, gegen diesen Strom zu schwimmen.
Oder wir sitzen an seinem Ufer und trauen uns nicht hinein. Oder
wir halten uns an irgendwelchen Wurzeln und Ästen fest, die
in den Strom hineinragen. Im Gewahrsein lösen sich diese Widerstände
auf und wir beginnen, unserem Lebensstrom zu vertrauen.
Achtsamkeit ist die Einübung des Gewahrseins;
Gewahrsein ist der Zustand, den wir mit der Achtsamkeit erreichen
wollen.
• Eine kleine Übung ist es, unsere Achtsamkeit
auf unsere jeweilige Umgebung zu richten, im Gewahrsein ganz hier
und jetzt zu sein.
• Eine etwas größere Übung ist es, unsere
Achtsamkeit auf unsere eigene Befindlichkeit zu richten, das heißt,
unseren Atem, unsere Sinne, unseren Körper, unsere Gedanken
in unser Gewahrsein aufzunehmen.
• Eine große Übung ist es, unsere Achtsamkeit auf
unser ganzes Leben zu richten und
uns der Lebensskripte, der emotionalen Fixierungen und der falschen
Selbstbilder
gewahr zu werden, mit denen wir uns daran hindern, uns dem Lebensstrom
voll
anzuvertrauen und darin heil zu werden.
In dieser Kleingruppe werde ich Euch mit einer gestalttherapeutischen
Herangehensweise von den kleinen Übungen zur großen Übung
geleiten. Ihr braucht nichts mitzubringen als ein bisschen Mut zum
Selbst-Gewahrsein.
Hans Peter Dreitzel, geboren 1935, emeritierter
Professor für Soziologie und Gestalt-Psychotherapeut. Beschäftigung
als Wissenschaftler und Hochschullehrer vor allem mit Fragen der
Sozialpathologie des Familien- und Gruppenlebens sowie mit der Umweltkatastrophe,
seit 25 Jahren Gestalt-Psychotherapeut in freier Praxis und in der
Aus- und Fortbildung für Gestalttherapeuten. In den letzten
Jahren gilt sein besonderes Interesse der Entwicklung einer gestalttherapeutischen
Prozess-Diagnostik und einer meditativen Vertiefung der Gestalttherapie.
Er beschäftigt sich seit 15 Jahren mit der Kum Nye Meditation
und wird darin in diesem Leben nicht mehr auslernen.
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