|
Gestalttherapie
Gestalttherapie sieht Leben als ein Geflecht unablässig
wirksamer Prozesse von Kontakt und Rückzug, Begegnung mit der
Umwelt und Heimkehr zu sich selbst. Vieles an den gesellschaftlichen
und individuellen Pathologien beruht auf Störungen im je individuellen
Rhythmus dieser Prozesse. Dieser Rhythmus regelt den Austausch zwischen
unserem leib-seelischen Organismus und seinem jeweiligen natürlichen
und sozialen Umfeld. Es geht dabei um aktive, von unseren Bedürfnissen
und Interessen gesteuerte Kontaktprozesse, in denen emotionale Einschätzung,
kognitive Orientierung und initiativereiche Umgestaltung des Vorgefundenen
ihren jeweiligen Platz haben. Von diesen Ich-Funktionen ist heute
besonders unsere emotionale Orientierung beschädigt und geschwächt.
Das hat zur Folge, dass wir oft motivationsschwach und zugleich
süchtig nach äußeren Stimuli sind. Gestalttherapie
bemüht sich um eine Wiederbelebung der geschwächten Ich-Funktionen
unseres Selbst, wobei der der Re-Sensibilisierung unseres emotionalen
Erlebens- und Ausdrucksvermögens eine besondere Rolle zukommt.
Dies geschieht
im direkten, authentischen Kontakt im Hier und Jetzt, im Dreieck
zwischen Therapeut, Klient und Gruppe.
Ausgangspunkt, bleibende Basis und ständiger Hintergrund aller
unserer Kontaktprozesse ist aber unser Körper mit seinen so
oft übergangenen Bedürfnissen und Impulsen. Ihm gilt daher
bei der Bearbeitung psychischer Probleme stets die besondere Aufmerksamkeit.
Denn alle Störungen wirken im Hintergrund der Gestaltbildungsprozesse
in der Berührung mit dem Umfeld als Hemmungen, die unsere Energie
fesseln und schwer machen (depressive und zwanghafte Prozesse),
oder umgekehrt uns mit ungeerdeter Energie rastlos über jede
vertiefende Begegnung hinweg treiben lassen (hysterische und narzisstische
Prozesse). Wer in diesem Workshop die heilende Kraft der Gestalttherapie
erfahren möchte, braucht nichts mitzubringen als ein bisschen
Neugier auf noch unbekannte Ecken des eigenen Selbst und die Bereitschaft,
sich den kleineren oder größeren Hemmungen zu stellen,
die den Fluss des eigenen Lebens immer wieder so beschwerlich oder
unbefriedigend machen.
Hans Peter Dreitzel
Jahrgang 1935, ist emeritierter Professor für Soziologie und
Gestalt-Psychotherapeut.
Er hat sich als Wissenschafter und Hochschullehrer vor allem mit
Fragen der Sozialpathologie des Familien- und Gruppenlebens sowie
mit der Umweltkatastrophe befasst. Daneben arbeitet er seit zwanzig
Jahren als Psychotherapeut in freier Praxis und als Ausbilder an
mehreren gestalttherapeutischen Ausbildungsinstituten. In den letzten
Jahren hat er sich besonders um die Entwicklung einer gestalttherapeutischen
Prozess-Diagnostik und um eine meditative Vertiefung der Gestaltarbeit
bemüht.
Doris Dreitzel
Jahrgang 1936, Gestalttherapeutin und Supervisorin in freier Praxis.
Lehrtherapie und Fortbildungen, freie Mitarbeiterin des Instituts
für Gestalttherapie (lfG) Düsseldorf.
Besondere Interessen: Wahrnehmungs- und Sprechakte.
|