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Zen-Projekt
"Solange du einen Körper hast,
solange leidest du." Bodhidharma
Tiere wissen nicht, dass
sie sterben müssen, Götter sind unsterblich, wir Menschen
aber sind sterblich, und wir wissen das. Dabei ist dieser Augenblick
ohne Anfang und Ende und Sein, ist nichts anderes als Wandlung.
Wer sein Ende in diesem Augenblick findet, kann davon nicht mehr,
wer seinen Anfang erfährt, kann davon noch nicht berichten.
Unser Bewusstsein, das sich aus der Dynamik substanzieller Prozesse
konstituiert, vermittelt uns inmitten der Wandlung ein Gefühl
von Beständigkeit. Die ursprüngliche Identität des
Menschen mit sich selbst und dem Ganzen geht mit dem Erwerb der
Sprache nicht verloren, sie geht über in eine Identität
mit den Gedankeninhalten. Erst der Mangel an innerer Stille aber
führt zu einer Verstrickung in die Gedankeninhalte, so führt
uns die Erfindung der Zeit vor allem dazu, uns mit der Zukunft zu
identifizieren, tatsächlich aber treibt uns die Vergangenheit.
Derart verirrt, leben wir im Widerspruch mit diesem Augenblick,
und sehen uns als herausgerissen aus der Geborgenheit zeitloser
Gegenwart.
Wir leiden also nicht an einer realen Trennung oder Gegensätzlichkeit,
sondern an der Tatsache, dass wir Vorstellungen in den Rang von
Wirklichkeit erheben. Lacan wies darauf hin, dass es eine seltsame
Inkohärenz mit sich bringt, dass man sagt: "der Mensch
hat einen Körper".
Während Lacan jedoch
meint, dass diese Teilung ein für allemal vollzogen sei (Freud,
Hegel und die Maschine, Seminar II (1954-55)), zeigt sich, dass
die Wirklichkeit - d.h. dieser Augenblick - fähig ist, alle
Vorstellungen zu relativieren. Deshalb sagt man im Aikido wie im
Zen, dass dieser Augenblick Medizin ist. Richtig verstanden meint
dieses nicht eine Annäherung an Ganzheit, sondern ein Überwinden
der Illusion von Getrenntheit.
Im Zen-Projekt arbeitet
man daran, die alltägliche Verstrickung in Gedankeninhalte
eine Verstrickung in Raum und Zeit - aufzulösen, die
jeder geistigen Erkrankung zugrunde liegt.
Der Patient glaubt, am Festgehaltenen zu leiden, tatsächlich
aber leidet er am Festhalten selbst.
Im Zen-Projekt erlernen Sie die Atemschulung und die Kontemplation
der Zen-Mönche, die Selbstmassage der Aikido-Meiste, sowie,
in Form einer Basisübung, die Prinzipien der Verteidigungskunst
Aikido. Überdies erwerben Sie das ganzheitliche Verständnis
des Zen.
Für die Arbeit mit Patienten lernen Sie die Technik der Einzelgespräche
(Dokusan) der Zen-Schulung kennen.
In der Arbeit mit Patienten werden dessen negative Gedankeninhalte
nicht durch positive Gedanken relativiert, sondern durch die grundsätzliche
Emanzipation von Gedankeninhalten.
Ich werde auf diesem Seminar aufzeigen, wie Zen die Falle auflöst,
in die wir uns -getrieben von Alter, Krankheit und Tod - hineinbegeben.
Sportlichkeit oder Vorkenntnisse werden nicht vorausgesetzt. Bringen
Sie bitte lockere Kleidung mit.
WALTER Gerhard, Jg. 1944, entschied sich zwanzigjährig
für Aikido und Zen. Er war engster Schüler mehrerer japanischer
Aikido Meister in Europa gewesen, u.a. war er Uchi Deshi (ein in
der Schule des Lehrers lebender Meisterschüler) bei M. Noro
in Paris und lehrte bei Graf Dürckheim und Maria Hipius in
Todtmoos/Schwarzwald. Als er vor 25 Jahren nach Berlin kam, unterrichtete
er mehrere Jahre die Schauspieler der Schaubühne und baute
das Institut für Aikido-Zen auf. Für mehrer Monate pro
Jahr lebt G. Walter seit dieser Zeit als Laienmönch im Zen-Kloster
Hosshinji in Obama, einem kleinen Fischerdorf am chinesischen Meer.
Aikido trainierte er in dieser Zeit bei dem vor wenigen Jahren verstorbenen
Saigo Yamaguchi im Hombu Dojo, der Schule des Aikido-Begründers
Ueshiba.
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