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"Führen und geführt werden"
- Fühlen und gefühlt werden
Die Hauptthemen des argentinischen Tango sind immer
wiederkehrend: Der Verlust einer Geliebten/ eines Geliebten (durch
welche man sich zumeist schmählich betrogen fühlt oder
welcher ungerechterweise verstarb), den Verlust der Mutter bzw.
des Vaters. Das Stadtviertel, welches auch nicht mehr so ist, wie
früher und die alten Freunde, die auch schon tot sind.
Doch bei allem Schmerz, bei aller Trauer und Melancholie: Es ist
immer auch ein Licht am Ende des Tunnels erkennbar. Stets hat die
Musik eine Kraft, welche hält, stützt und zu diesem Licht
führt.
Und: Tango wird GETANZT. In enger Umarmung mit einem anderen Menschen.
Trost
und Mitgefühl sind hierdurch körperlich fühl- und
tanzbar. Trauer zu durchleben und immer wieder eine intensive Begleitung
zu haben, ohne sprechen zu müssen, weil die Körper verstehen.
Das ist Tango auch.
Im vertrauteren Rahmen einer kleinen Gruppe können sich die
Teilnehmer intensiv auf ihre Erlebnisse bei den Rhythmus- und Wahrnehmungsübungen
einlassen. Am Beginn der Übungseinheiten steht meist eine Bewegungsphase.
Darauf folgt eine Reflexionsphase. Dabei berichten zunächst
die Teilnehmer ihre eigenen Emotionen und Erlebnisse, erst danach
werden Rückmeldungen aus der Gruppe und vom Gruppenleiter über
Eindrücke und Beobachtungen von den anderen gegeben. Im Anschluß
daran können die Erlebnisse behutsam mit dem aktuellen oder
vergangenen Leben der TeilnehmerInnen verknüpft werden. Schwierigkeiten,
seine Bewegung klar einer anderen Person mitzuteilen, oder von einer
anderen Person die Bewegung aufzunehmen, können oft der Schlüssel
zum Verständnis immer wiederkehrender Kommunikationsprobleme
sein.
BARTH Ulli, Jg. 1960 handwerkl./industr.
Berufsausbildung, Studium der Ökonomie und Soziologie. Nach
Modern Dance, Ausdruckstanz usw. bereits im Studium intensive Beschäftigung
mit dem "Phänomen Tango Argentino". Übersiedlung
nach Buenos Aires, Traditionelle Ausbildung bei Maestros und Milongueros,
Absolvierung der Tanzausbildung im führenden Theater Argentiniens
(Teatro Municipal General San Martin). Mitglied einer Showcompagnie,
Tourneen. Arbeitet seit seiner Rückkehr nach Hamburg/Deutschland
als Tänzer, Choreograph und Lehrer in acht europäischen
Ländern. Interessiert sich besonders für die Prozesse,
welche durch die Berührung von Nahtstellen zwischen Körper
und Psyche im Tango Argentino entstehen.
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